#8: Räume vs. Kategorien
Eine der Grundregeln der KonMari® Methode lautet: Gehe nach Kategorien vor, nicht nach Räumen. Dies ist ein Aspekt, auf den wir meistens nicht von selbst kommen. Ich erinnere mich noch gut, wie ich intuitiv immer anfing, einzelne Räume oder gar Möbelstücke zu entrümpeln. Doch dieses Vorgehen führt nicht weit. Warum das Aufräumen nach Räumen sogar kontraproduktiv ist und das Aufräumen nach Kategorien dich ans Ziel bringt, erfährst du hier.
Positive Überwältigung
Für einen erfolgreichen Aufräumprozess brauchen wir das Gefühl der positiven Überwältigung. Überwältigung hört sich erstmal schlimm an. Was soll daran bitte positiv sein? Das möchte ich dir jetzt anhand von zwei möglichen Szenarien zeigen.
Szenario 1: Du räumst den Schrank im Flur auf (= Vorgehen nach Räumen)
Der Schrank in deinem Flur ist die Heimat von verschiedensten Dingen: Jacken, Taschen, Fahrradhelme, Schuhe,… Eigentlich bietet er auch genug Platz für deine Mäntel, doch unter ihnen türmen sich mehrere Paar Schuhe zu einem unkontrollierten Haufen (Spoileralarm: Haufen sind gut. Wir mögen Haufen. Allerdings kontrollierte!), sodass die längeren Wintermäntel nicht mehr richtig hängen können. Du entschließt dich dazu, dieses Problem zu beheben, und räumst alle Schuhe heraus. Du schaust dir die Paare an und stellst fest, dass du ein Paar ewig nicht mehr anhattest und bei einem weiteren sogar vergessen hattest, dass es existiert. Du bist stolz, weil du die Anzahl von elf auf neun reduzieren konntest, und räumst die übriggebliebenen Paare wieder ein. Der Schrank ist jetzt, zumindest unterhalb der Mäntel, aufgeräumt. So richtig befreit fühlst du dich aber nicht - keine Ahnung, wieso. Nach zwei Wochen sieht der Schrank wieder genauso aus wie vorher. Welcome back, unkontrollierter Schuhhaufen.
Szenario 2: Du räumst die Kategorie Schuhe auf (Unterkategorie von Kleidung = Vorgehen nach Kategorien)
Du hast von Marie Kondo gehört und angefangen, dich mit ihrer Methode zu beschäftigen. Du weißt jetzt, dass man nach Kategorien vorgehen muss und nicht nach Räumen. Deine Kleidung hast du schon durchgesehen, also kommen jetzt deine Schuhe dran. Du glaubst, das wird schnell gehen, da du ja nicht viele hast.
Als die neun Paar, die du vor zwei Wochen erst aufgeräumt hast, auf dem Boden liegen, erinnerst du dich an einen Grundsatz der Methode:
Versammle ALLE Gegenstände einer Kategorie auf einem Haufen (Hier ist er, der kontrollierte Haufen!). Gehe dafür durchs ganze Haus bzw. durch die ganze Wohnung. Was am Ende nicht auf dem Stapel liegt, muss ungesehen weggeschmissen werden.
Ich weiß, das klingt hart. Doch es ist die Vorstellung davon, dass du vielleicht etwas Wichtiges vergessen haben könntest, das dir eigentlich am Herzen liegt, nun aber weggeschmissen werden muss, die gerade genug Druck macht, doch nochmal in der Kiste unterm Bett zu schauen oder doch nochmal in den Keller zu gehen - vielleicht sind da doch noch ein, zwei Paar Schuhe?!
Am Ende hast du im Schlafzimmer, im Arbeitszimmer, in der Waschküche - und ja, auch im Keller - Schuhe gefunden. Und aus „Ich habe nicht viele Schuhe” wurden 42 Paar, die nun auf einem ziemlich riesigen Haufen vor dem Schrank im Flur liegen. Dir fällt es schwer zu atmen, du kannst es nicht glauben. Wo kommen bloß all die Paar Schuhe her? Der Haufen ist dir ein bisschen peinlich. Fast kommen dir die Tränen. Du bist überwältigt…
YES! Dieses Gefühl brauchen wir! Nicht, weil es so schön ist, es zu fühlen, sondern weil es als Katalysator dient, um den weiteren Prozess anzukurbeln. Nur wenn du alle Gegenstände auf einen Haufen tust, wird dir das Volumen von Gegenständen, die du innerhalbt einer Kategorie besitzt, bewusst. Nur dann wird der Haufen groß genug, um wirklich etwas in dir anzustoßen. Du MUSST einmal überwältigt sein, damit du beschließt, etwas an der Situation zu ändern. Das Gefühl der Überwältigung führt also letztendlich zur Veränderung des Zustands und damit zu deinem idealen Leben. Deswegen ist es eine positive Überwältigung. Und deswegen räumen wir nach Kategorien auf, nicht nach Räumen.